Thomas Fichte

FFG2012, Tag 3: Die Keynote von Johannes Loxen

Startpunkt des Vortragsprogramms eines jeden Frühjahrsfachgesprächs ist natürlich die Keynote – in diesem Jahr hervorragend bestritten von Johannes Loxen. Vielen GUUGlern persönlich bekannt, steht Johannes für klare und sicher auch streitbare Thesen, die es schaffen, die eigene, manchmal eingefahrene Meinung zu überdenken.

Meinung wozu? Open Source ist Johannes‘ Thema: Seit mehr als 20 Jahren schon in der IT-Szene unterwegs, engagiert er sich der SerNet-Mitgründer vor allem für Open-Source-Technologien im Unternehmensumfeld und zählt zu einem der langjährigen Unterstützer von Samba. Mit der SerNet entwickelt er außerdem verinice – eine Software, die Unternehmen beim Aufbau von Sicherheitsmanagement unterstützt.

Verinice wurde von Loxen und seinen Kollegen bewusst von Anfang an unter der GPL veröffentlicht: „Ich bin der Überzeugung, dass man mit Open-Source-Software besser fährt“, erklärte Loxen dem erwartungsgemäß zustimmenden FFG-Publikum. Das hinter der Entscheidung für Open Source nicht nur sachliche Argumente, sondern auch Mentalitätsunterschiede stecken, erkenne man so: „Windowsuser hören schneller auf zu denken, wenn Fehler auftauchen und rufen den Herstellersupport an. Im Open-Source-Umfeld fängt man dagegen an zu denken, wenn etwas nicht läuft. ITler, die Open-Source-Technologien einsetzen, gehen einfach erwachsener mit Problemen um.“

Knapp 120 Besucher kamen allein zur Keynote – insgesamt nahmen 170 IT-Profis an der Konferenz teil. Foto: Corina Pahrmann, CC-by-SA

Open-Source-Entwickler sollten aber darauf achten, nicht bloß als Steigbügelhalter missbraucht zu werden – und damit kam Loxen auf den Kern seines Vortrages: Wo steht Open Source heute? Im Hinblick auf Cloud Computing und Mobile Devices – den zwei am stärksten wachsenden Segmenten der Branche – kann man beobachten, dass Open-Source-Technologien zwar die Grundlage vieler erfolgreicher Produkte bilden, aber in ihrem Zusammenspiel wiederum nicht quelloffen sind: „Wir stellen tolle Software her, die dann aber in geschlossenen Systemen läuft. Und mehr noch: Für den Anwender ist es schlichtweg nicht relevant, ob und welche App auf seinem iPhone oder Android-Phone unter der GPL veröffentlicht ist.“ Und wenn Apple dann auch noch vorgibt, wie die Open-Source-basierte App im iTunes Store verkauft werden soll, „kann ichs auch gleich lassen“, stellte Johannes fest.

Nach der „Gefängniszelle Smartphone“ kam er dann auf Clouds zu sprechen: „Immer mehr Software, die wir mal geschrieben haben, verschwindet hinter der Firewall. Die Community erhält wenig zurück.“ Gleichzeitig verliere man gute Köpfe, z.B. an Google: „Unsere besten Projekte werden verlangsamt, unsere besten Leute abgezogen.“

Ein Grund, davor zu warnen, eigene Ideale zu verlieren und bloßer Auftragsarbeiter zu werden: „Entwickler gehen natürlich gern dahin, wo es am wärmsten ist. Aber irgendwann ist man nicht mehr Herr der eigenen Gedanken.“ Wenn freie Software zudem komplett unsichtbar wird, konterkariere das komplett die Grundidee von Open Source. Dass der Szene die Entwickler fehlen, könne man bei vielen ins Stocken geratenen Projekten sehen.

Schwieriger wird es zudem, wenn die Software immer komplexer wird: „Bei Samba braucht ein ambitionierter Entwickler gut zwei Jahre, bis er substanziell am Code mitarbeiten kann. Aktuell stemmen zehn Leute gut 95 Prozent der Programmierung. Das ist zwar noch Open Source – aber faktisch unveränderlich! Die Argumente, dass man Open-Source-Software an eigene Bedürfnisse selber anpassen kann, sind hier Quark!“

Nach einigen Anekdoten und Sidesteps – insbesondere auf Linus Torvalds‘ aktuelle Aussagen zu SUSE Linux – kam Johannes auf die Gretchenfrage für Open-Source-Anhänger zurück: Bleibe ich selbstbestimmter, freier Entwickler oder entscheide ich mich dafür, vollständig nach Kundenwünschen zu programmieren? „Das ist ein klassischer Zielkonflikt: Es gibt diejenigen, die sich drei Jahre zurückziehen wollen, um dann ein innovatives, perfektes Release vorzulegen. Und es gibt diejenigen, die im Hinblick auf ihre bestehenden Kunden einfach immer funktionierende Software haben möchten.“ – Beides gehe schlichtweg nicht, der „Mittelweg ist instabil“. Jeder Entwickler müsse genau prüfen, was für ihn im Vordergrund steht und dürfe sich nicht zwischen beiden Lagern zerreißen.

Vereinen sollte alle jedoch das Streben nach Interoperabilität: Die entwickelte Software muss sich problemlos in bestehende Systeme eingliedern können. In der Kommunikation mit Kunden – wie beispielsweise Ämtern, die darüber nachdenken, ihre Systeme auf Open Source umzustellen – sollte man daher auch nicht länger nur mit dem Vorteil der Quelloffenheit an sich argumentieren. „Viel entscheidender ist doch, dass offene Standards dabei helfen, einzelne Programme und Prozesse viel besser in bestehende Systeme integrieren.“

„Für unsere Kunden steht Linux doch genau nebem Windows im Regal – was macht uns besser?“ – Johannes Loxen bei seiner Keynote zur Frage der Argumentation für Open-Source-Technologien. Foto: Hella Breitkopf, CC-by-SA

Im Publikum wurde seine Keynote sehr positiv aufgenommen. Gerade der Aufruf, sich der eigenen Ideale zu versichern und die Vorteile von Open Source nicht nur gegenüber der Kunden zu vertreten, sondern diese auch davon zu überzeugen, eigene Lösungen ebenfalls unter freien Lizenzen zu veröffentlichen, entspricht der Haltung vieler auf dem Frühjahrsfachgespräch. In diesem Sinne konnte Johannes die Besucher sicherlich neu einschwören – zumal er als gerade auch im unternehmerischen Umfeld mit SerNet erfolgreich arbeitet und seine Ansichten authentisch vertreten kann.

Nach der Keynote (und einer diskussionsintensiven Kaffeepause) starteten beide Vortragstracks des FFG – Eindrücke & Inhalte in Kürze hier im Blog.

Warst Du auf dem Frühjahrsfachgespräch? Dann teile uns Deine Meinung mit: als Kommentar im Blog, via Google Plus, Facebook, Twitter, Identi.ca, XING oder per Mail an redaktion@guug.de.

Text: Corina Pahrmann/GUUG

FFG-Vortragsprogramm hat begonnen

München ist nett zu uns: Nach so vielen Tagen grau in grau scheint hier nun die Sonne! Und das nicht nur draußen, auch das Frühjahrsfachgespräch hat – man will fast sagen „gewohnt“ – freundlich begonnen: Mehr als hundert Leute kamen allein zur Keynote und hörten sich da Johannes Loxens Einschätzungen zur Open-Source-Szene an. Dazu später noch mehr.

Vor Beginn der Keynote gab es natürlich Worte zur Eröffnung – GUUG-Vorsitzender Wolfgang Stief gab ein paar praktische Dinge bekannt, die wir gern hier noch einmal wiedergeben:

  • die Vorträge des „rechten Tracks“ auf dem Programm finden fast vollständig im großen Hörsaal („roter Würfel“) statt
  • für Vorträge des „linken Tracks“ geht Ihr bitte den Gang entlang in Raum 1003.
  • die Proceedings findet Ihr in der aktuellen UpTimes, die den Konferenztaschen beiliegt und auch diese Woche an alle Mitglieder verschickt wird.
  • Eindrücke, Meinungen, Fotos, Berichte: dürft Ihr gern twittern – bitte dafür den Hashtag #ffg2012 benutzen und/oder an redaktion@guug.de senden. Diesen Alias lesen Wolfgang, Anika Kehrer und ich, Corina Pahrmann – wir alle sammeln Eure Zitate fürs Blog und die Uptimes. Im Falle einer Veröffentlichung informieren wir Euch selbstverständlich noch einmal – vorher. Danke für Eure Mithilfe!
  • Mittagessen gibt es für uns in der Kantine des Bayerischen Sozialministeriums, ein paar Meter von der Hochschule entfernt. Bitte denkt an Eure Badges, damit bekommt Ihr Einlass. Außerdem wäre es den Kollegen dort auch lieb, wenn wir nicht alle gleichzeitig losstürmen 😉
  • Das Social Event findet heute abend im Hackerhaus statt. Nur, falls Ihr es Euch nicht eh schon denken konntet 🙂 Ihr könnt Euch entweder jemandem an die Fersen heften oder hier nachlesen, wie Ihr hinkommt. Außerdem liegen bei Bernd am Infodesk Wegbeschreibungen aus. Bei Anfahrt mit der Bahn löst bitte einen normalen Einzelfahrschein für 2,50 € (bzw. 2,40 € mit Geldkarte).
  • Nach 2012 kommt 2013: Das nächste FFG findet – natürlich im Frühjahr – in Frankfurt statt!

Habe ich was vergessen? Dann meldet Euch via Twitter, Identi.ca, Facebook, Google +, XING, Mail oder einfach persönlich 🙂

Dirk Wetter ging eben als Program Chair noch auf einzelne Vorträge bzw. eine Änderung ein: Wie gestern schon mitgeteilt, wird es einen sicherlich unterhaltsamen Vortrag „Emacs vs. Vi“ geben. Volker Lendeckes Samba-Vortrag muss stattdessen leider ausfallen.

Und dann gings los: Johannes Loxen begann seine Keynote „Open Source und der Stress“. Johannes brachte eine Reihe guter Thesen zur aktuellen Lage der Open-Source-Szene. Ich gehe darauf in einem gesonderten Blogartikel noch näher ein – nur soviel: Aufgrund seiner mehr als 20 Jahre langen Erfahrungen mit Open-Source-Software, insbesondere, wenn man damit auch Geld verdienen will oder muss, konnte Johannes einige wirklich beeindruckende und auch provozierende Aussagen treffen. Die Kaffeepause nach der Keynote war jedenfalls sehr diskussionsintensiv 😉

Johannes Loxen in seiner Keynote

Und weiter geht’s mit den nächsten Vorträgen  – viel Spaß beim Frühjahrsfachgespräch!

Text: Corina Pahrmann/GUUG

Frühjahrsfachgespräch 2012: Tag 1 & 2 in München

Und da sind wir in München! Gestern und heute liefen bereits die Tutorien hier in der Hochschule an der Lothstraße. Die Dauerbrenner „Monitoring von IPv6-Netzwerken“ und „Plattformübergreifende Dateidienste sicher anbieten“ waren ebenfalls dabei wie ein Tutorium zu Pentesting und eines allein zu Metasploit. Und: „Irgendwo im Keller“, wie mir ein Teilnehmer sagte, gab es noch einen Raum, in dem Prof. Plate von der Hochschule München mit seinen Tutoriumsteilnehmern „gebastelt hat“ – nämlich an der Steuerung der Standardschnittstellen für Drucker, Tastatur etc.

Die Tutorien waren erneut sehr gut gebucht (teilweise ausgebucht) – ein unumstößlicher Beweis dafür, dass das Frühjahrsfachgespräch gern für Weiterbildungszwecke genutzt wird, zumal Seminare in dieser Praxisbezogenheit und Qualität bei anderen (kommerziellen) Anbietern häufig das Vielfache kosten.

Letzter Programmpunkt für heute war dann die alljährliche Mitgliederversammlung – Ergebnisse davon erhaltet Ihr auf dem gewohnten Weg per Mail.

Morgen geht’s recht früh weiter:  Ab ca. 8.45 Uhr bekommt Ihr Eure Namensschildchen und um viertel nach 9 starten wir schon mit der Keynote von Johannes Loxen.

Am Einlass findet Ihr übrigens auch einen aktualisierten Programmplan. Bitte beachtet, dass Volker Lendeckes Samba-Vortrag leider ausfallen muss – wir haben stattdessen Nils Magnus gewinnen können, eine „Editor Battlemania“ durchzuführen: „vi versus emacs“ 🙂 Und da unser Gastgeber Prof. Plate in diesem Jahr auch eine „Closing Note“ hält, kommen wir wie versprochen auf 28 Vorträge. Volles Programm also, und es lohnt sich, bis Freitag abend zu bleiben!

P.S.: Es gibt natürlich auch WLAN. Zugangsinfos ebenfalls am Infodesk.

Text: Corina Pahrmann/GUUG