Thomas Fichte

Auf ein Wort mit: Stefan Neufeind

Nächste Woche startet das Frühjahrsfachgespräch 2013. Wir verkürzen Euch (und uns) nun die Wartezeit und stellen einige der Referenten & Themen, die Euch in Frankfurt erwarten, im GUUG-Blog vor. Nach Erkan Yanar, Udo Seidel und Martina Diel geht es heute mit Stefan Neufeind weiter, den viele von Euch von vergangenen FFGs kennen werden. Ich habe mit ihm über seinen diesjährigen Vortrag gesprochen.

Stefan, Hochverfügbarkeit – also absolut zuverlässiges Arbeiten von Webservern besonders in Spitzenzeiten – ist ein Top-Thema auf dem FFG. Du stellst dazu in Deinem Vortrag das Caching-Tool Varnish vor. Wie arbeitet Varnish und wie bewährt es sich – Deiner Erfahrung nach – in der Praxis?

Als klassischen Proxy mit eingebauter Caching-Funktionalität werden viele sicherlich als erstes an Squid denken, welcher grundsätzlich auch als Reverse-Proxy, also vor einem Webserver betrieben werden kann. Auf Grund seiner Historie und Funktionsvielfalt hat sich in unserer Praxis jedoch gezeigt, dass ein auf diesen Einsatzzweck spezialisiertes Werkzeug klare Vorteile bringt.

Stefan Neufeind

Varnish ist vom Konzept her auf die Aufgaben als Proxy vor einem Webserver ausgerichtet und optimiert. Es meistert seine Aufgaben auch unter Last zuverlässig und performant. Zu den Grundfunktionen von Varnish gehören die Verwaltung von Verbindungen, speziell auch z. B. bei Verwendung von HTTP-Keepalives, das Beantworten von Anfragen aus dem Cache und bei Bedarf ein intelligentes Durchreichen von Anfragen an Backends, die eigentlichen Webserver. Die Konfiguration, z. B. welche Inhalte wie lange gecached werden dürfen oder anhand welcher Eigenschaften Anfragen gecached werden sollen, lässt sich flexibel anpassen. Beispielsweise ist es möglich nur gewünschte Headerzeilen oder Cookies durchzulassen, so dass Anfragen möglichst „ähnlich“ sind und effektiv gecached werden können. Auch können Anfragen anhand bestimmter Merkmale an spezielle Backend-Server weitergeleitet werden – etwa Anfragen für statische Inhalte an hierfür optimierte Webserver-Prozesse.

Durch den gezielten Einsatz von z. B. Varnish lassen sich eine Vielzahl von Requests bereits vor den Webservern performant beantworten. In Kundenprojekten ließen sich hier teilweise Cache-Hits von 95% und mehr realisieren. Die verbleibenden Anfragen können intelligent an die Backends weitergereicht werden. Im Ergebnis werden Anfragen wesentlich schneller beantwortet und die Backend-Server können sich auf die eigentliche Business-Logik konzentrieren.

Die Performance des Webservers steigt also – aber bekommen meine Blogleser und Website-Besucher auch immer die aktuellsten Beiträge angezeigt?

Dies lässt sich über verschiedene Wege erreichen – abhängig davon, wie viel Einfluss man auf die zu cachende Applikation hat bzw. wie stark man per Konfiguration auf deren spezifische Bedürfnisse optimieren möchte/kann.

Der einfachste, aber zugleich auch nicht allzu optimale Ansatz wäre es je nach Inhalten für bestimmte Elemente kurze Cache-Haltezeiten von beispielsweise wenigen Minuten zu definieren. Auch könnte man bei den Backend-Systemen eine Last-Modified-Abfrage auslösen und Cache-Inhalte ausliefern sofern diese noch gültig sind.

Schon eine Stufe besser wäre es, bei bestimmten Anfragen – wie etwa dem Abschicken eines Blog-Kommentars – einzelne Cache-Inhalte für ungültig zu erklären.

Sofern man Einfluss auf die Applikation hat, kann diese dem Cache sogar aktiv signalisieren, welche Inhalte des Cache aktualisiert wurden. Hier kann die Applikation zusammen mit den Inhalten auch „Tags“ ausliefern und anhand dieser dann eine ganze Reihe von Inhalten über eine einfache Abfrage aus dem Cache entfernen.

Du bist ein seit Jahren anerkannter TYPO3-Experte – ich nehme also an, Varnish harmoniert besonders mit TYPO3?

Beim Einsatz zusammen mit einem CMS-System ist es häufig gewünscht, dass durch einen Redakteur mit wenigen Mausklicks geänderte Inhalte möglichst zeitnah auf der Website erscheinen. Für TYPO3 existiert ein Modul, welches die aktive Benachrichtigung an Varnish bei geänderten Inhalten übernimmt. Dies ermöglicht die Verwendung langer Cache-Haltezeiten und die selektive Löschung bei Änderungen. Je nach verwendeten Inhalten/Modulen ist eine entsprechende Konfiguration TYPO3-seitig notwendig um ein entsprechendes Cache-Verhalten möglichst optimal auszunutzen – eine geeignete Knobelaufgabe für TYPO3-Experten 🙂

Kommen wir mal auf das FFG zu sprechen: Du hast die GUUG-Konferenz schon in den vergangenen Jahren besucht bzw. Vorträge gehalten. Was schätzt Du am FFG bzw. der GUUG?

Im Rahmen der GUUG und speziell auch des FFG kommen eine Vielzahl von Experten der unterschiedlichsten Disziplinen zusammen. Viele teilen eine Begeisterung für Details, verfügen über praktische Erfahrung auf ihrem Gebiet und haben Spaß, daran jenes Wissen weiterzugeben sowie sich mit anderen auszutauschen. Hierbei stehen auf technischer Seite oft offene und flexible Systeme im Vordergrund. Der Austausch mit Besuchern des FFG und Kollegen ist für mich wichtig, bringt neue Sichtweisen und Ideen hervor – oder man knüpft Kontakte zu verwandten Ansätzen und Projekten.

Stefan, vielen Dank für das Gespräch – wir sehen uns zu Deinem Vortrag am Freitag, d. 1. März um 16 Uhr. (Mehr Infos –>)

Interview: Corina Pahrmann

Auf ein Wort mit: Martin Kaiser #ffg2013

Kurz vor Beginn des FFG2013 haben wir noch ein Interview für Euch: Martin Kaiser, der das Wireshark-Tutorial hält, berichtet an dieser Stelle kurz darüber, was Ihr am Dienstag von ihm lernen könnt 🙂

Martin, Du bist auf dem diesjährigen FFG gleich von Anfang an dabei: Am Dienstag hältst Du ein achtstündiges Tutorium zu Wireshark. Kannst Du uns mehr über Deinen beruflichen Hintergrund erzählen?

Martin Kaiser

Ich bin Software-Ingenieur im Bereich Digitales Fernsehen, d.h. ich schreibe die System-Software, die in Plasma- und LCD-Fernsehern läuft. Mein Hauptthema dabei sind Pay-TV Systeme und deren Verschlüsselungsprotokolle. Für die Analyse dieser Protokolle setze ich Wireshark ein. Es eignet sich sehr gut dafür, obwohl es nie für diesen Anwendungszweck vorgesehen war.

Wireshark – das klingt nicht nur mächtig, das ist auch mächtig: Das Sniffertool unterstützt seit einigen Jahren sehr zuverlässig bei der Netzwerkanalyse. Worum wird es Deinem Tutorium gehen, an wen wendest Du Dich?

Das Tutorium richtet sich sowohl an Einsteiger als auch an diejenigen, die bereits mit Wireshark arbeiten. Ich möchte auf weniger häufig genutzte Features hinweisen und die Teilnehmer zu der Frage anregen, für welche Anwendungen in ihrer täglichen Arbeit sich Wireshark einsetzen lässt.

Du nutzt das Tool ja nicht nur, sondern entwickelst es auch mit. Bringst Du uns Neuigkeiten aus der Developer Community mit?

Selbstverständlich berichte ich kurz über den aktuellen Stand der Entwicklung und über die Pläne für die Zukunft. Wichtiger ist mir aber, zu zeigen, wie jeder Einzelne ein Teil der Developer Community werden und eigene Ideen einbringen kann. Genau davon lebt ein Projekt wie Wireshark.

In Deutschland ist das unberechtigte Mitschneiden von Datenverkehr verboten. Worauf muss man diesbezüglich beim Einsatz von Wireshark achten?

Am klarsten ist die Situation, wenn man die Zustimmung derjenigen einholt, deren Daten man mitschneidet.

Martin, danke für den kurzen Einblick – wir sehen uns dann in ein paar Tagen in Frankfurt!

 Interview: Corina Pahrmann

Auf ein Wort mit: Martina Diel #ffg2013

Weniger als zwei Wochen noch – dann startet das Frühjahrsfachgespräch 2013. Wir verkürzen Euch (und uns) nun die Wartezeit und stellen einige der Referenten & Themen, die Euch in Frankfurt erwarten, im GUUG-Blog vor. Nach Erkan Yanar und Udo Seidel geht es heute mit Martina Diel weiter, die von der Jobsituation für IT’ler berichtet.

Martina, der Jobmarkt für IT’ler scheint seit Jahren außerordentlich gut: Der immer wieder beschworene Fachkräftemangel sollte für spannende Jobs und attraktive Gehälter sorgen. Kannst Du das Deiner Erfahrung nach bestätigen?

Martina Diel, die seit Jahren Coachings für Informatiker durchführt

Ja und nein. Ob die Jobs spannend sind, hängt ja nicht vom Fachkräftemangel oder -schwemme ab, aber bei den Gehältern geht’s den Informatikern vergleichsweise gut.

Was aber immer noch zu bemerken ist:

Einerseits eine große Wahllosigkeit – Headhunter aller Couleur und Bodyleaser aller Schattierungen überschütten IT’ler geradezu mit Angeboten, sofern auch nur ansatzweise eine Übereinstimmung zwischen Profil und Stellenangebot zu bestehen scheint. Ich sage bewusst „scheint“, denn gar nicht untypisch ist da jener Freelancer, der in seinem Xing-Profil explizit geschrieben hat, er biete *kein* Windows-Knowhow – und der seitdem mehr Angebote für Windowsprojekte hat denn je. Klar, der Suchstring kommt ja vor.

Andererseits sind viele Arbeitgeber risikoavers: Am besten hat der Bewerber all das, was er künftig tun soll, auch schon mal gemacht, mit den gleichen Tools und in der gleichen Branche. „You won’t get fired for buying IBM“ in Reinkultur.

Aber auch andere Unsitten halten sich: z.B. die, Bewerbern die Benutzung eines Onlinebewerbungstools aufzuzwingen, bei dem jedem auf Ergonomie bedachten Entwickler die Haare zu Berge stehen.

Oder kurz: Es tut sich was, aber bei allen ist die Botschaft noch nicht angekommen.

In Deinem Vortrag auf dem FFG widmest Du Dich den Freelancern der Branche. Gibt es die unter Informatikern besonders häufig?

Ja, die IT ist nicht die einzige, aber eine der Branchen, wo es gang und gäbe ist, mit freien Mitarbeitern zu arbeiten.

Für viele fühlt sich die Tätigkeit als Freelancer an wie „Selbständigkeit light“. Doch diese Sicht ist trügerisch und auch gefährlich. Nicht nur wegen des Risikos, als Scheinselbständiger eingestuft zu werden – sondern noch eher, einer zu werden, mit allen Konsequenzen.

Und dann kommt zur Projektarbeit eben noch die Buchhaltung und die Krankenversicherung …: vor welchen Herausforderungen stehen IT-Freelancer häufig?

Ich erlebe es bei meinen Klienten oft, dass es kritisch wird, wenn echtes Marketing oder sogar Projektakquisition gefragt ist. Oft hat es jahrelang „einfach so“ funktioniert, die Projekte kamen wie von selbst. Aber wehe, die Kette reißt mal ab – dann schraubt mancher seinen Preis nach unten, in der Hoffnung, damit eher an ein Projekt zu kommen. Oft ist aber genau das Gegenteil der Fall. Wenn etwas verstaubt in einer Ecke liegt, dann kaufe ich es auch dann nicht, wenn der Preis halbiert wird.

Martina, vielen Dank für das Gespräch – wir sehen uns zu Deinem Vortrag am Freitag, d. 1. März um 16 Uhr. (Mehr Infos –>)

Interview: Corina Pahrmann