German Unix User Group (GUUG) Software-Rechte | FFG2002 | Frühjahrsfachgespräch |
http://www.guug.de/veranstaltungen/ffg2002/swrechte.html 2019-11-10 |
Anläßlich des Frühjahrsfachgesprächs 2002 veranstaltet die GUUG am Freitag, den 01.03.2002 von 14:45 bis 16:30 Uhr im Gebäude HZO der Ruhr-Universität Bochum (Anfahrt) eine Podiumsdiskussion zum Thema Software-Rechte. Eingeleitet wird die Diskussion durch zwei Vorträge, die in die Thematik einführen. Es geht hierbei um die Frage des geistigen Eigentums an Software in allen seinen Ausprägungen, wie Urheberrecht und Patentrecht.
Die Veranstaltung ist kostenlos, auch wenn Sie an dem Kongress nicht teilnehmen!
Teilnehmer an der Podumsdiskussion sind:
Die Moderation übernimmt Dr. Dieter Längle.
Wie weit gibt es für Informatiker Rechte am geistigen Eigentum? von Andreas Stöckigt
Im Gegensatz zu Ingenieuren wird Informatikern das Recht am geistigen Eigentum für ihre anerkanntermassen technischen Ideen zumindest in Deutschland abgesprochen. Die derzeitige Meinung geht sogar davon aus, daß Informatiker sich dabei selbst kannibalisieren wollen. Diese Gedanken sollen im Vortrag bewußt polemisiert werden, sonst macht die nachfolgende Diskussion keinen Spaß.
Geistiges Eigentum wird derzeit über rechtlich Rahmenbedingungen wie Copyright, Urheberrecht und Patentrecht mehr oder weniger geschützt. Kompliziert wird dies durch den Kontext im europäischen und angloamerikanischen Raum. Können wir uns in Deutschland von der Entwicklung in der Welt abkoppeln? Widerspricht Open Source diesen Gedanken? Wie kann man Auswüchse von Urheberrecht und Patentrecht eingrenzen? Zu diesen Themen soll eher emotionslos berichtet werden.
Über den Referenten: Andreas Stöckigt, Jahrgang 51, fühlt sich als Informatik-Pionier trotz Mathe-Studium, geschäftsführender Gesellschafter der LIST Unternehmensberatung, aber auch bekennender Programmierer und SW-Ideenhaber, Mit-Initiator des ersten Prozesses gegen ein triviales Software-Patent, Vizepräsident der Gesellschaft für Informatik und vom Saulus zum Paulus gewordener, verhaltener SW-Patente Befürworter. Hofft, das Gespräch ohne Farbbeutel zu überstehen.
von Hartmut Pilch
Die Eurolinux-Kampagne für ein softwarepatentfreies Europa hat inzwischen über 100000 Unterschriften und offizielle Unterstützung einiger 100 Unternehmen gesammelt. "Wenn alle Leute das gleiche sagen, ist es Zeit eine Gegenposition zu beziehen", mag sich da manch ein Informatiker sagen. Warum sollen denn nicht Informatiker genauso wie Ingenieure die Chance haben, ihre geistigen Leistungen in stattliche Lizenzeinnahmen umzusetzen? Ist es nicht wunderbar, dass die Herren R. S. und A. reich wurden?
Diese Frage gewissenhaft zu beantworten, ist nicht ganz einfach. Einerseits erfordert die Diskussion allerhand relativ komplizierte Fragen und Antworten, für die nicht unbedingt jeder Diskussionsteilnehmer die nötige Geduld aufbringt. Andererseits führt jede leichtsinnige äußerung, insbesondere von Seiten einflussreicher Personen, besonders leicht in einen Teufelspakt.
Gerade für einen Vertreter der Informatik ist die Sache nicht ganz einfach. Es wäre für ihn unverantwortlich, einem Zeitgeist (Skylla) blind zu folgen, der womöglich aus einer unreflektierter Abneigung gegen das "geistige Eigentum" heraus die Informatikwelt einer wirtschaftlichen Stütze beraubt. Ebenso unverantwortlich wäre es, der Patentbranche (Charybdis) die Schlüssel zur Informatikwelt zu übergeben und damit, wie das chinesische Idiom sagt, "den Wolf in die Stube zu holen".
Das Präsidium der Gesellschaft für Informatik hat sich offenbar bereits für Charybdis entschieden. Ich möchte bei dieser Diskussion versuchen, mein Gegenüber zu überzeugen, dass die Eurolinux-Allianz nicht Skylla ist, und dass es im Interesse der Informatik liegt, mit uns zusammen ein urheberrechtsbasiertes System des Software-Besitzes anzustreben, bei dem eventuell auch an eine sanfte kurzzeitige Inbesitznahme von Algorithmen zu denken ist.
Über den Referenten: Jahrgang 1963, MA Sinologie, seit 15 Jahren einerseits häufig als Chinesisch- und Japanisch-Dolmetscher im Europäischen Patentamt und Bundespatentgericht beschäftigt, andererseits viel Freizeit und auch manche bezahlte Arbeitszeit mit Programmieren, insbesondere auf Unix-Systemen, verbringend. Zeitweilig bei Siemens-Nixdorf und SuSE in dieser Funktion beschäftigt. Seit 3 Jahren in das Studium der Softwarepatente-Problematik vertieft, Mitgründer des FFII e.V. und der EuroLinux-Allianz, Mitorganisator der Eurolinux Petition für ein softwarepatentfreies Europa.